Auch diesen Monat gibt es bei mir einen Gastbeitrag. Heute berichtet meine Autorenkollegin Lucie Müller von ihrem Besucht der Buch Berlin.
Die Kleinen in der grossen Stadt
Berlin ist bekannt dafür, dass es gross ist. Die Stadt selbst, die Gebäude, alles. Aber an der BuchBerlin dreht sich alles um die Kleinen. Denn dort stellen nur die kleinen und mittelständischen Verlage aus. Und davon gibt es viele. 200 waren es dieses Jahr. Weil der Event so rasant gewachsen ist, hat er dieses Mal auch erstmalig im Konferenzhotel Estrel stattgefunden. Auf unzähligen Quadratmetern haben sich die Stände der Verlage und Einzelkünstler gedrängt.
Das in Leipzig, an der soweit ich weiss grössten Buchmesse von Europa, die Besucher bei der Öffnung gleich das Gebäude stürmen, kenne ich ja. Aber als ich den grossen Andrang samstags Morgen um 10:00 sah, war ich doch milde überrascht. Die Berliner, so schliesse ich einmal mehr, lesen gerne! Was für ein sympathisches Volk.
Weil ich als signierende Autorin nicht allzu weit herumkam, habe ich mir gedacht, ich fasse für euch die Besucherarten der Messe zusammen. Vielleicht hilft das euch ja – ob ihr nun Autoren seid oder Bücherwürmer – um zu entscheiden, ob ihr euch auch mal an die BuchBerlin wagt.
Typ 1: Der Nur-Mal-Schauer
Am Anfang einer Messe gibt es viele Nur-Mal-Schauer. Eine weise, empfehlenswerte Strategie. Denn wer schon am Anfang alles kauft, das ihm gefällt, der wird bald einen leichten Geldbeutel und eine schwere Bücherlast zu tragen haben. Mit den Nur-Mal-Schauern unterhalte ich mich normalerweise noch nicht gross, denn sie wollen meistens nicht gleich vom Autor überfallen werden. Dafür sprechen sie gut auf Leseproben, Buchflyer oder Verlagsprogramme an. Diese ermöglichen ihnen später nochmal in Ruhe alles zu sortieren und zu priorisieren. Denn eins muss man ihnen lassen: Sie wissen meistens genau, was sie wollen.
Typ 2: Die Fans
Auch sie zieht es natürlich zum Stand: Die Fans, die schon begeisterten Leser, das starke Fundament eines jeden Autorenerfolgs. Nachdem sie extra den Weg auf sich genommen haben, ist es Zeit für ein kleines Pläuschchen. Nach dem obligatorischen Selfie ziehen sie dann von dannen, um andere bedürftige Seelen glücklich zu machen. Am besten ist es natürlich, wenn man die Fans über ein neues Projekt informieren kann. In Berlin konnte ich das leider noch nicht, aber für Leipzig haben meine Verlegerin und ich uns einen Schlachtplan zurechtgelegt. Ihr seid also vorgewarnt!
Typ 3: Die Ich-kaufe-mir-das-ebook-später-ianer
Die Deutschen sind eine Ebook-Nation. Das belegen auch meine Verkaufsstatistiken für den deutschen Markt. Trotzdem scheuen sich die Ebook-Leser nicht an die Messen zu kommen. Sie nehmen auch gerne das richtige Buch in die Hand, lesen den Klappentext und stellen spannende Fragen. Am Schluss legen sie leicht verlegen das Buch wieder hin und erklären entschuldigend, dass sie sich dann das Ebook holen werden. Hier an dieser Stelle nutze ich die Gelegenheit einmal und sage gerne: Mir ist wurscht, in welcher Form ihr das Buch lest. Die Buchschnüffler und Bücherexhibitionisten dürfen sich am Print erfreuen und die Digitalnatives an der elektronischen Version. So einfach isses.
Typ 4 (mein heimlicher Favorit, weil sie so schnucklig sind und es mir Hoffnung gibt): Die nächste Generation Schreiberlinge
Mein absolutes Highlight dieser Messe waren die jungen, angehenden Schreiberlinge, die plötzlich an unserem Stand aufgetaucht waren wie die Schoggi, die plötzlich im Kühlschrank da ist, wenn man sie nicht erwartet aber unbedingt braucht . Die kleinsten waren gerade Mal 10 und 12, die älteren machten gerade Abi. Sie kamen zum Stand und wollten wissen wie man Autorin wird.
Von. Mir. Hach.
Mein Herz machte Purzelbäume vor Freude. Es gibt Hoffnung für die nächste Generation! Begeistert habe ich von meinen eigenen bescheidenen Anfängen erzählt. Von naiver Schreibeuphorie, dem trainiert werdend wollenden Schreibmuskel, der Inspirationskraft guter Bücher, zähem Durchhaltewille und der Prise Glück, die eben doch auch dazu gehört. Ich hätte noch den ganzen Tag weiterreden können. Aber schliesslich liess ich sie gehen. Schreitet mutig von dannen, ihr jungen Schreiberlinge, gehet los und erobert die Welt!
Das Fazit:
Ich empfehle die BuchBerlin allen Buchliebhabern, die nicht nur an Mainstream-Literatur interessiert sind, sondern echte Indie-Diamantstücke entdecken wollen und dabei gerne mal mit einem Autor ein Pläuschchen halten – in einem behaglichen, stressfreien Setting. Damit schliesse ich meinen kleinen Messebericht ab und freue mich darauf, den einen oder anderen vielleicht mal selbst an einer Messe persönlich kennenzulernen.
Cheers
Lucie
Über die Autorin
Ich bin 1988 in Sri Lanka geboren und mit neun Monaten von einem schweizer Paar adoptiert worden. Die Leidenschaft für das Schreiben habe ich mit vierzehn Jahren auf einem Liegestuhl am Strand entdeckt. Nach zahlreichen unveröffentlichten Geschichten, begann ich mit 19 Jahren mit dem Schreiben der Kriegssinfonie. Die Geschichte ist ein Mix aus griechischen Göttersagen und X-Men, die mich insgesamt 8.5 Jahre begleitet hat. Nach der Veröffentlichung von Band 3 im März 2016 freue ich mich auf neue Projekte, die sicherlich im Reich der Fantasy bleiben werden.
Vielen Dank für die Möglichkeit dieses Gastbeitrages!!! 🙂 konnte ich dir Berlin schmackhaft machen? 😀
Auf jeden Fall! Hört sich wirklich nach einer gemütlichen Buchmesse mit angenehmen Publikum an. Ich muss mich endlich an meine Ferienplanung 2017 machen…
Gehst du wieder hin?
Liebste Carmen…
WIR sind da. Reicht das nicht?
Aber sicher genügt das! Ich muss mich wohl leider nur zwischen Leipzig und Berlin entscheiden. Und ihr seid an beiden!