Ich wollte schon lange mal nach Genf, insbesondere ans Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire (dt. Europäische Organisation für Kernforschung) kurz CERN. Vor einigen Jahren versuchte ich, eine Führung für einige Interessierte zu organisieren, aber das war ziemlich aussichtslos, weil sie ständig ausgebucht sind.
Letztes Wochenende fanden nun die CERN OpenDays 2019 statt, ein Event, wo das CERN großflächig für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. An jeder Ecke standen freiwillige CERN-Mitarbeiter, die einem auf zugängliche Art erklärten, woran sie in ihrem Alltag arbeiten. Nicht nur das, man konnte sogar zu den Tunneln des LHC (Large Hadron Collidor) hinunter, was während eines normalen Besuchs nicht möglich ist.
Das Wochenende hat sich wirklich gelohnt.
Warum ich das hier erzähle? Wer »Maschinenschmerz«, den zweiten Teil meiner Cyberpunk-Trilogie gelesen (oder sich den Einband genauer angesehen) hat, weiß, dass ein Teil des Romans auf dem ehemaligen CERN-Gelände spielt. Ehemalig, weil sich das CERN in meiner Zeitrechnung irgendwann aufgelöst hat.
Weil es mir Freude macht, möchte ich euch hier ein paar Bilder zeigen, die ich am Wochenende gemacht habe, und euch erklären, womit ich bei meinen Beschreibungen und Vorahnungen eher richtig und wo falsch gelegen habe.
Im Folgenden erwarten euch ein paar kleine Maschinenschmerz-Spoiler, aber nichts, was euch die Lektüre vermiesen sollte.
Das weitläufige Gelände des CERNs erreicht man über verschiede Wege, ich nahm denselben Einstiegspunkt wie Sam und die anderen in »Maschinenschmerz«, nämlich Meyrin.
Dort wird man als Erstes vom »Globe of Science and Innovation« begrüßt, welchen ihr auch auf der Rückseite von »Maschinenschmerz« sehen könnt. Bei mir ist das Gebäude leider nicht mehr in Betrieb und bereits etwas eingestürzt, wie ihr auf dem Umschlag sehen könnt.
In »Maschinenschmerz« schreibe ich von großen Parkplätzen und leerstehenden Hochhäusern, wusste aber bereits, dass diese heute nicht existieren. Was ich jedoch nicht wusste, ist, dass es sie wohl auch nie geben wird, da bereits ein ganz anderes Bauprojekt geplant ist. In einigen Monaten wird darüber entschieden, ob ein neuer Education-Komplex gebaut wird, genau da, wo sich bei mir die Hochhäuser befinden. Am Wochenende konnte ich die Pläne dazu sehen, sowie bei einer kleinen VR-Tour entdecken, wie dieser Komplex aussehen wird. Es wird ziemlich gross und futuristisch, soviel kann ich sagen.
Als allererstes nahm ich den Bus zum ALICE-Experiment, denn dort befand sich der Einstiegspunkt zum LHC und dem ALICE-Detektor.
Hier ein ganz kurzer Einschub dazu, was am CERN überhaupt gemacht wird: Der Large Hadron Collier (LHC) besteht aus einer 28 km langen, kreisförmigen Untergrundröhre, in welcher Partikel zu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. An mehreren Stellen der Strecke bringt man diese Partikel dazu, miteinander zu kollidieren, wobei eine Vielzahl weiterer Teilchen entsteht. Diese Teilchen versucht man mit den Detektoren (die vier großen Experimente: ATLAS, ALICE LHCb, CMS) zu messen. Auf diese Art hat man 2011 das Higgs-Teilchen entdeckt, von welchem man bis dahin nur theoretisch wusste, dass es existiert.
Grundsätzlich versucht man mit diesen Experimenten zu verstehen, aus welchen Bauteilchen sich das Universum zusammensetzt.
Also zurück zu meinem Besuch.
Die Stelle, an der mich ein Lift zum LHC und ALICE hinuntergelassen hat, ist in »Maschinenschmerz« der Ort, an dem Sam und die anderen zum Schluss den Ausweg aus den Tunneln finden, nachdem sie fliehen mussten. Heruntergestiegen sind sie beim ATLAS-Experiment, dort konnten die Besucher am Wochenende aus Sicherheitsgründen leider nicht hin.
In meinem Roman existiert das CERN ja nicht mehr, also haben sie auch sämtliche Röhren und Maschinen abgebaut. (Der LHC gilt übrigens als größte Maschine der Welt.) Das heißt Sam und die anderen landen vor allem mal in einer leeren Halle, wo früher der Detektor gestanden hat. Glücklicherweise habe ich ihnen die grünen Stiegen gelassen, damit sie auch aus dem Loch rauskommen.
Soweit finde ich meine Beschreibungen also gar nicht mal so falsch getroffen. Womit ich mich verschätz habe, ist jedoch die Größe des Tunnels, durch welchen der LHC führt. Sam und die anderen müssen sich nach einer Weile eher geduckt fortbewegen, in Wahrheit sind die Tunnels aber an allen Stellen ziemlich ausladend. Zugegeben ist das auch das einzig logische, immerhin müssen die Mitarbeiter des CERNs den LHC an jeder Stelle warten können. Die Vakuum-Verantwortlichen (ja, die gibt es!) haben mir am Wochenende erzählt, dass der 28 Kilometer lange LHC in Segmente von 28 Meter unterteilt ist, die vom Rest abgeschottet werden können. (Ich gehe hier nicht ins Detail, aber was sie über ihre Arbeit erzählt haben war unglaublich faszinierend.)
Was noch? Ah ja, als Informatikerin musste ich natürlich auch das Rechenzentrum des CERNs besuchen. Wusstet ihr, dass das Word Wide Web, wie wir es heute kennen, im CERN entwickelt wurde? Ich glaube Mischa erwähnt das Mal in »Maschinenschmerz«, aber vielleicht habt ihr es bereits wieder vergessen.
Sam und die anderen planen ursprünglich ja in das Rechenzentrum einzusteigen, müssen ihre Pläne dann aber kurzfristig ändern. Ich zeig euch jetzt trotzdem ein paar Bilder davon, auch wenn ich weiß, dass ein paar Server nicht jeden von euch begeistern werden.
Als ich zum ersten Mal den kleinen Zug benutzte, der die Besucher durch das Gelände chauffierte, musste ich übrigens ziemlich schmunzeln. Sie waren alle nach wichtigen Wissenschaftlern der Weltgeschichte benannt und ich erwischte natürlich direkt den „Train Curie“.
Ich glaube, das war es dann auch schon mit meinen Ausführungen zum Gelände des CERNs in »Maschinenschmerz« und in Realität. Wenn ihr über irgendwas mehr wissen wollt, fragt einfach drauflos!
Liebe Carmen, vielen Dank für die Bilder und den Artikel ! Vor allem den Vergleich fand ich sehr spannend. Ich wäre gerne dabei gewesen, denn das Gelände und die Arbeit dort finde ich faszinierend, Grade alles im Untergrund.
Liebe Grüße Sabrina
Danke für die Rückmeldung! Es war wirklich mega spannend. Wenn sie den Event in ein paar Jahren wiederholen, würd ich unbedingt hingehen wenn ich du wäre. 😀