Love

Nein, hier kommt jetzt keine romantische Liebeserklärung an den Mann/die Frau meines Herzens. Ich gestehe euch auch nicht, dass ich zukünftig nur noch Liebesromane schreiben werde. Im Gegenteil.

Passend zum Valentinstag möchte ich auf etwas eingehen, worauf ich immer mal wieder von meinen Lesern angesprochen werde: Warum in aller Welt scheint die Liebe in meinen Geschichten gar keine oder nur eine sehr kleine Rolle zu spielen?

Vorneweg: Das stimmt so eigentlich gar nicht. Die Liebe spielt sehr wohl eine Rolle in meinen Romanen, aber vielleicht nicht im klassischen Sinn, wo der Protagonist ein Auge auf irgendwen geworfen hat, von dem/der er/sie des nächtens träumt.

Also, warum keine Romanzen in meinen Geschichten?

Ganz ehrlich? Weil es micht nicht interessiert.

So, ich habe es gesagt. Vielleicht führe ich das jetzt aber besser noch etwas aus, bevor ich hier als kaltherziges Biest abgestempelt werde.

Schwarzes Herz

Weder lese noch schreibe ich gern über die klassische, romantische Beziehung. Ganz besonders, wenn diese sich erst während der Geschichte entwickelt oder noch sehr frisch ist. In den meisten Fällen finde ich es schlichtweg nicht überzeugend gemacht und/oder in die restliche Geschichte integriert. Ich fühle das Knistern einfach nicht, das mir der Autor hier weissmachen will. Und das verpasst dem Charakter dann einen schalen Beigeschmack, weil ich seine Gefühle nicht nachvollziehen kann. Lieber wäre mir da, dass dieser Teil ganz weggelassen oder durch eine alteingesessene Freundschaft ersetzt würde. Denn ja, auch Freunde verspüren natürlich Liebe zueinander. Und ich finde sie für den Zuschauer/Leser einfacher rüberzubringen, da man Referenzen auf alte Vorkommnisse einbauen kann, die dem Zuschauer/Leser ein Gefühl für die beiden Charakteren vermitteln. Dies nur ein Beispiel.

Ich persönliche empfinde eine tiefgehende Freundschaft als etwas viel Emotionaleres und Stärkeres als eine romantische Beziehung. Wenn ich meine Charaktere erschaffe, dann stelle ich ihnen lieber einen guten Freund zur Seite, der schon seit Jahren – vielleicht von Kindsbeinen an – eine Bindung zu meinen Charakter hat. Es gibt mir mehr Spielraum für Konflikt, da ein stärkeres Band zerschnitten werden muss. Eine jahrelange Freundschaft zu zerbrechen, verursacht meiner Meinung nach mehr und länger anhaltenden Schmerz als ein Paar auseinanderzutreiben.

Freunde

Das muss sich natürlich nicht immer ausschließen. Auch ein Ehepaar zu trennen, braucht viel und hinterlässt tiefe Narben. Dabei werden aber dieselben Knöpfe gedrückt, wie bei einer Freundschaft und weniger die einer romantischen Beziehung, wie ich finde. Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine.

Natürlich gibt es auch Liebesgeschichten, die mich sehr mitreißen, mich schwärmen und heulen lassen und an die ich mit einem Seufzen denke, nachdem das Buch/der Film/die Serie vorbei ist. Wie Belle und Mr. Gold aus »Once upon a Time« zum Beispiel. Oder Adama und Roslin in »Battlestar Galactica«. Ich kann nicht wirklich den Finger darauf legen, wodurch diese sich von anderen Romanzen unterscheiden. Meistens sind sie einfach … ungewöhnlich. Oder sie weisen eben all die Punkte auf, die für mich auch eine starke Freundschaft ausmachen.

Spock

Dass eine Liebesbeziehung einer guten Freundschaft sehr ähnelt, kann bei einer längeren Beziehung natürlich auch der Normalfall sein (insbesondere im realen Leben). Aber in den meisten Geschichten entspinnt sich die Romanze ja zwischen Charakteren, die sich noch nicht näher kennen und da ziehen diese Punkte nun mal nicht.

Das alles heisst auch nicht, dass ich Bücher und Filme nicht geniessen kann, nur weil sie eine Romanze beinhalten. Meistens dreht sich ja nicht alles nur darum und die Geschichte hat noch viel mehr Facetten. Aber ja, mit puren Liebesromanen oder -filmen kann ich leider wirklich nicht viel anfangen. Wer mir Empfehlungen hat, die mich vom Gegenteil überzeugen können: Nur her damit!

Ein weiterer Punkt, den ich hier wohl noch erwähnen muss, ist, dass ich Romanzen auch einfach nicht sonderlich gut schreiben kann. Schmetterlinge im Bauch und rosa Brillen sind mir zu klischiert und viel weiter darüber hinaus komme ich leider nicht. Natürlich liesse sich das lernen, insbesondere durch entsprechende Lektüre. Aber ich sehe für mich keinen Mehrwert und übe mich lieber in anderem. Angst beschreiben finde ich beispielsweise eine Meisterdisziplin, in der ich mich weiter bilden möchte.

Übrigens habe ich tatsächlich schon eine Liebesgeschichte geschrieben, die auch veröffentlicht wurde! Wer also meine romantische Seite erleben will, kann sich gern die Anthologie »Liebe zwischen Welten« vom ohneohren Verlag schnappen.

Und in »Die Geister von Ure« spielt die Liebe eine sogar eine sehr zentrale Rolle. Darauf kann ich jetzt aber leider nicht näher eingehen, ohne zu viel über den Roman zu verraten.

Kurz zusammengefasst: Nein, es gibt keine psychologisch analysierbaren Gründe, die auf irgendein Trauma zurückzuführen sind, weshalb ich nur wenig Romantik in meine Geschichten packe. Ich finde Freundschaften schlichtweg interessanter zu Schreiben und zu Lesen.

Die Sache mit der Liebe ….
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Lucie
6 Jahre zuvor

Ehrliche Worte, amen!
Es ist wahrhaftig eine seltene Kunst, dass Autoren die Liebesgeschichte nicht anhand diverser Klischees widergeben.
Ich mag Liebesgeschichten, die Teil einer grösseren Geschichte sind. Wenn es nur darum geht wie sich zwei anschmachten, kann ich auch nicht so viel damit anfangen.

Ich finde deinen Vergleich zwischen Liebe und Freundschaft sehr treffend. Denn das ist für mich eigentlich die Definition von Liebe. Nur ist die halt weniger reisserisch und überhaupt nicht dramatisch. Und irgendwie wird gerade das ziemlich gehyped. bzw. viele Leser wollen darüber lesen.

Vielleicht leben wir aber auch einfach in einem Zeitalter, in dem alles so dramatisch sein muss, um entsprechend genug Würdigung zu bekommen.

Auf alle Fälle denke ich, dass es genug Leser gibt, die sehr froh sind, wenn sich die Bücher auch mal um etwas anderes drehen. Es wäre schön, wenn man seinen Bücher Tags geben könnte 🙂
Danke für diesen tollen Beitrag!